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Island im Alleingang #1

oder …

Reiseplanung für einen Roadtrip einmal rundherum

Wer nach Island reisen möchte sollte sich darüber im klaren sein, dass dies keine günstige Reise sein wird. Island ist teuer. Das Land ist selbst im Sommer nicht immer sonnig und windstill. Es kann, und wird, regnen und verflixt kalte Tage geben. Aber irgendwie gleichen Natur, Land und Leute alle Unannehmlichkeiten mehr als nur aus und manch eine/n zieht es immer wieder dorthin zurück. Mich eingeschlossen.

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Wie komme ich nach Island?

Der Blick auf die Landkarte verrät es. Es gibt nur zwei Möglichkeiten um auf die Insel zu kommen, mit dem Flugzeug oder auf dem Seeweg.

Mit dem Flugzeug geht es eindeutig am schnellsten und hier kann Geld, wie Zeit gespart werden. WOW air als Billigflieger bietet in den Sommermonaten von Stuttgart aus, meinem Heimatflughafen, die schnellste und günstige Anreise. Daneben bietet inzwischen auch Eurowings bezahlbare Direktflüge von hier aus an. Ansonsten ist in Sachen Direktflug Frankfurt die beste Abflugadresse im Südwesten Deutschlands. Hier in einen Flieger von Icelandair einsteigen und sich wohlfühlen. Super Sache, wenn die Anreise mit der Bahn nicht wäre.

Von Stuttgart aus nehme ich inzwischen eine Zwischenlandung in Oslo oder Kopenhagen in Kauf, fliege bevorzugt mit SK, Scandinavian Airlines, und nicht mehr vor dem ersten Hahnenschrei (einen Abflug vor dem Aufstehen mache ich nur noch in Richtung Barcelona Ausnahmefällen). Aber mit welcher Airline und wann am Tag muss jeder für sich selbst entscheiden, ebenso wie viel Geld jede/r ausgeben möchte, bzw. wie oft er/sie bereit ist bei der Reise Zwischenlandungen in Kauf zu nehmen. Mein letzter Flug nach und von Island kostete 580,- Euro in der Hauptreisesaison: Stuttgart – Kopenhagen – Keflavik und dauerte 7 Stunden inklusive Umsteige-/Wartezeit.

Färöer-Inseln

Färöer-Inseln

Der Seeweg geht mit der Smyril Line vom Norden Dänemarks aus über die Färöer-Inseln an die Ostküste Islands, genauer von Hirtshals nach Tórshavn und dann nach Seyðisfjörður, im Osten Islands. Eine Strecke dauert ca. drei Tage, wenn nicht länger, da man ja gerne noch ein wenig von den Färöer-Inseln sehen möchte. Wann wird man sonst noch einmal dort vorbei kommen? Aber auch ohne Zwischenstopp kosten Auto plus Kabine für Alleinreisende Ende August / Anfang September hin und zurück mindestens 600,-€. Nicht eingerechnet sind die gegoogelten 12 Stunden und 5 Minuten für die rund 1170 km von Stuttgart nach Hirthals.

Auf der Insel angekommen und nun?

Von Reiseanbietern werden viele Möglichkeiten angeboten Island kennenzulernen. Eins der allgemein sehr beliebten Wege Island zu sehen, zum Beispiel für meine Altersklasse Ende 50+, sind Bustouren rund um die Insel. Einsteigen, zurücklehnen und anschauen. Auf eine solche gecoachte Tour hatte ich eine Zeitlang hingespart, bin dann aber trotz den begeisterten Berichten von Kollegen und Bekannten davon abgekommen. Zum einen sprengen die Kosten bei aller Sparsamkeit mein Budget, denn zur Hauptreisezeit im Sommer muss man als Alleinreisende mit 3200,- € aufwärts für 10 Tage rechnen (mit Flug, Halbpension und diversen Ausflügen). Zum anderen bin ich nicht so das Herdentier und habe in den Ferien gerne meine Ruhe: meine Reise, mein Plan, mein Tempo.

Etwas individueller sind vorgebuchte Selbstfahrertouren. Wer nicht unbedingt Dusche und WC auf dem Zimmer haben muss und wem die kleinste Fahrzeugkategorie genügt, zahlt in der Hochsaison für solch ein 10-tägiges Reisepaket plus Flug ab 1700,- € aufwärts. Da sind jedoch Spritkosten und Mahlzeiten noch nicht dabei. Mit einem solchen Angebot war ich im Sommer 2013 auf Island unterwegs.

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Besonders beliebt bei Touristen aus Nordamerika und Asien ist in der Kategorie Rundreisepakete das Turboprogramm: Flug, Ankunft in Keflavik und weiter mit dem Mietwagen entlang der Ringstraße 1. Drei Mal schlafen im Norden, Osten und Süden und vor dem Rückflug noch drei Tagen Reykjavik. Island als Quickie. Kann man machen.

Minicamper, wie zum Beispiel von Happy Camper oder Kúkú Campers, sind die absolut gegensätzliche Alternative. Hinfahren wo man will, anhalten wo es gefällt – sehr reizvoll. Super reizvoll sind dann auch noch die coolen, mit Graffitis gestalteten, Fahrzeuge von Kúkú.

Wer einfach nur nach Reykjavik möchte kann direkt am Flughafen Keflavik in den FlyBus steigen und für ca. 20 € bequem in 45 Minuten in die Innenstadt fahren. Der Bus hält an vielen Hotels, zur Not muss man ein paar Meter zum gebuchten Gästehaus laufen, und von dort kann man auch wieder abgeholt werden.

Ich entschied mich für meine drei Wochen Island 2015 für die Anreise per Flug, einen kleinen geländegängigen Mietwagen und selbst gebuchte Unterkünfte über verschiedene Online-Buchungsportale. Auf ein festes Dach über den Kopf am Abend (plus warmer Dusche und ordentlichem Bett) mag ich nicht verzichten. Aus dem Alter für Zelt und Luftmatratzen bin ich in diesen Breitengraden einfach raus.

Wer plant hauptsächlich auf der Ringstraße unterwegs zu sein kann sich die horrenden Preise für ein Auto mit Vierradantrieb sparen. Für die Differenz von 1000 € zu 2400 € kann noch einmal in Urlaub gefahren werden. Allerdings war ich nach meinen Erfahrungen von der letzten Island-Reise wild auf Rumpelstrecken und hatte gezielt auf einen solchen Mietwagen gespart gehabt. Außerdem hatte ich das eine oder andere mahnende Wort meines Sohnes im Ohr, wie zum Beispiel „wenn du nach Rauðasandur willst, nicht mit japanischem Flohfahrzeug! Denke an Kreta!“. Der letzte Satz ist die knapp kurze Umschreibung von einer irren Autofahrt in einem Winzigauto irgendwo im gebirgigen Nirgendwo, auf abschüssiger, unbefestigter Straße, mit Schlaglöchern groß genug um Schweine zu verstecken, von einer Seite rieseln Steine von oben, an der anderen bröckeln welche nach unten ab, keine Chance zum Wenden und dann kommt einem an einer der unübersichtlichsten Stellen das einzige Auto nach einer Stunde Einsamkeit entgegen. 😉 Dieses Erlebnis hatten Sohnemann und ich im Süden Kretas, nur weil ich Mitleid mit einem alten Bäuerchen gehabt hatte, das bei knallender Sonne an der Straße unterwegs gewesen war. Ich hatte den alten Mann gefragt, ob wir ihn ein Stück mitnehmen könnten und wo er denn hin wollte. Aus den paar Kilometern wurden dann ganze 15 und das mitten rein ins Gebirge bis zu einer winzigkleinen Oase, seinem Garten. Abenteuer pur! Wie das Bäuerle zu Fuß die Strecke hinter sich bringen wollte ist mir jedoch bis heute ein Rätsel.

Zurück zur Planung der Reise nach und rund um Island.

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SuzieQ

Ok, Flug gebucht, schon im Winter. Im Frühjahr das Auto gebucht, weil es eine Rabattaktion auf einem Vergleichsportal gab. Und dann hatte ich mir, leider, lange und viel Zeit genommen mit der Buchung meiner Unterkünfte. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden ob ich im Uhrzeigersinn oder entgegen meine Rundreise unternehmen sollte, wollte, mochte. Zwei Wochen vor Reisebeginn erst intensiv nach Quartieren zu schauen war zu spät. Zugegeben. So musste ich in einigen Gegenden tief in die Tasche greifen für meine Nachtruhe. Andererseits sind Einzelbuchungen immer blöd und teurer. Aber am Ende passte alles: die Teuer-Bequem-Buchungen genau an den Schlimmwettertagen und die Günstig-Schlimm-Absteige an einer lauen Sommernacht.

Höfn, gegen 6:00 Uhr morgens

Die geplante Reiseroute

Nachdem endlich klar war wie herum ich die Insel umrunde, mussten meine bei den letzten beiden Reisen auserkorenen Wunschziele nur noch sortiert werden:

Reykjavik – Snaefellsnes – Westfjorde – Borgarvirki – Akureyri – Myvatn – (Askja) – Egilstadir – Höfn – Jökulsarlon & Co. – Vik – Hvolsvöllur – Reykjavik

Mit vielen Abstechern, Verirren, Rückfahrten um Vergessenes abzuholen kamen statt der geplanten 4000 am Ende 5000 selbst gefahrene Kilometer in den 21 Tagen zusammen und der Wunsch, vor allem in zwei Gegenden, noch einmal zurück zu kehren.

Vielen Dank für’s Lesen und bis die Tage,
Karin

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